Zum Motorüberholen nach Schottland 1999 |
Ungarn Reise 1997 Bollermann Paul |
Thunder Achim und Bollermann Paul |
von Bollermann Paul |
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Die Fotos
können zum Vergrößern angeklickt werden
Mit der SR 500 zum 6.
Internationalen Treffen der Stray Dogs und East Side MC in Sirok /
Ungarn
Ein Bericht vom Reisen und Treffen! |
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Dieses Mopett-Treffen wollte ich mit einem Bade- und
Relaxurlaub am Balaton (Plattensee) verbinden und fuhr deshalb schon
eine Woche vorher los. Nach einem Krankenbesuch bei einem Freund, der
sich heftig den Schädel bei einem Zweiradunfall (Fahrrad
allerdings) eingedellt hatte, ging`s mit einem frisch geölten
Zylinderkopf (aus dem Drehzahlmesserwelleneingang drückte sich
braune Soße ab) am nächsten Tag bis zum Altmühltal
weiter. In Pappenheim traf ich dann ein paar Motorradfreunde aus
Kaiserslautern, mit denen ich im örtlichen Kirmeszelt bei original
bayerischer Krachledernenmusi (würg) etliche Maß
vernichtete. Das herrliche Altmühltal entlang bollerte ich bis zur
Donau durch, an der entlang bis Österreich. Da mein Zylinderkopf
trotz Abdichtungsversuch immer dunkler wurde, hatte ich keine Lust mein
Mopett auch noch mit einem Pickerl zu verunzieren. Also fuhr ich die
ca. 400 km durch Austria über Land, was Höllenspaß
machte, da es viele herrliche Kurven und kaum Autoverkehr gab. |
In Ungarn angekommen begrüßten mich auf dem
Campingplatz zwei Holländer mit etlichen Palinkas (ungarischer
Obstler) bis spät in die Nacht. Verabschiedet wurde ich mit einem
Besichtigungstip eines nahegelegenen über 2000 Jahre alten
Steinbruches. Diesen ließ ich mir am nächsten Tag nicht
entgehen und bestaunte die weit in den Fels getriebenen Tiefen und die
nach oben domartig ausgehöhlten Höhen. Da hier mittlerweile
auch Konzerte und Theateraufführungen stattfanden, hätte ich
gern meine Tüte in dieser philharmonieähnlichen Akustik
erklingen lassen. Ich durfte dann leider aber nicht. Mit etlichen Litern Wasser im Gesicht und mit vom Gegenverkehr vollgeschissener Brille kam ich am späten Nachmittag am Balaton und somit in einer unvermeidlichen Schlange aus Pkws und mobilen Wohneinheiten an. Da ich zur anderen Seite des Sees wollte, setzte ich zum Überholen an. Nach ca. 80 km und hundertfachem Aus- und Wiedereinscheren sowie "freudigem" Begrüßungs-Lichtgehupe" der entgegenkommenden FahrerInnen fand ich endlich den ersehnten Zeltplatz. Ein paar Tage lang genoß ich die Einsamkeit inmitten von hunderten von mittel- und westeuropäischen braungebrannten schönen MenschInnen am Badestrand. Dann zog es mich doch wieder zu Motoröl und Wodka und ich machte mich auf die Reise zum Treffen. Trotz der nordseeähnlichen Asphaltwellen, den nahezu gänzlich fehlenden Fahrbahnmarkierungen, den spärlichen Hinweisschildern und den abenteuerlichen Fahrspurwechseln der Urbevölkerung kam ich heil und froh durch Budapest. Immer weiter auf der M3 nach Nordosten Richtung Eger. Ja, und dann durch die Berge nach Siofok zum Treffen. |
Hinter dem Einlaß rief mir jemand "German area" zu und
ich pröttelte erwartungsvoll über den von vielen Bikes und
Bikern umsäumten Weg bis zum eigentlich Festgelände. Jetzt
ging der Spaß erst los. Der Schotterweg war zu Ende, aus der
Wiesenfahrbahn war eine lange, von vielen begeisterten Zuschauern
umsäumte Schlammkuhle geworden. "Ach du liebe Scheiße, jetzt
eine XT." Da mir die erwartungsvollen Besucher einen Umbau momentan
nicht zugestanden hätten, begann ich mich durch die
Schlammhölle zu arbeiten. Nach mehrmaligem Auffangen des voll
bepackten und hinten weggehenden Bollermanns kam ich am Bungeeturm und
somit in der Heimat (German area) an, ohne riesige Beifallsstürme
für eine im Dreck liegende SR zu erhalten. "Schade auch!" (feix). Aber der Spaß ließ nicht lange auf sich warten. Mit einem halben Liter Gerstensaft für umgerechnet 1,50 DM reihte ich mich mit den anderen fünf noch anwesenden Deutschen in die Reihe der Schadenfrohen ein. Und es machte wirklich Spaß, wie die Enduros und Trialmaschinen durch den Dreck zogen. Aber auch, wie die Streetfighters, häufig mit Fast-Burnouts, mächtige Furchen in den Schlamm gruben. Und zu guter Letzt lag doch immer mal wieder einer mit seinem Mopett voll in der zähen Soße. Das ganze Lager hatte Spaß, und der Pechvogel erheblichen Beifall. (Anmerken muß ich aber doch, daß jeder rasch fachmännisch Hilfe bekam.) Als wir zu unseren Zelten zurückkamen, mußte ich (zu meiner Freude) feststellen, daß einige Magyaren um mein Moped rumstanden und es ausgiebig untersuchten (aber nix mit die Finger!). Diese und alle, die im Verlauf des Treffens meinen Bollermann noch bestaunten, kannten keine SR 500. Ein Magyare fragte mich dann doch allen Ernstes, ob das eine "kleine Harley" wäre. "Oh Schande!!!" Ich glaube, er fühlte sich anschließend ziemlich ignoriert. Als es dunkelte, gab es noch gute Live-Mucke mit den üblichen Rockstandards, allerdings haperte es bei mir mit dem Mitsingen. Dies allein nicht nur wegen der Tatsache, daß ich ein übler Sänger bin, sondern auch, weil alle Texte auf ungarisch gesungen und somit völlig unverständlich waren. Andere Länder, andere Fritten. Der Höhepunkt des Abends bestand dann für mich darin, daß ich einen Trupp UngarInnen kennenlernte, die mich zu selbstgebranntem Palinka und ungarischem Wein einluden. Der eine wurde aus Wasserflaschen, der andere aus Kanistern getrunken. Nein, es wurde geschüttet, und es machte einen Höllenspaß mit diesen Menschen stundenlang radezubrechen, fachzusimpeln und anzustoßen. Irgendwann wachte ich mitten in der Nacht in meinem Zelt auf, weil Heiko gegen Mittag an seiner Zündung gebastelt hatte und nun meinte, es wäre unvermeidlich, seine EVO anzuschmeißen. Heiko ist, obwohl Harley-Fahrer, sonst eigentlich ganz o.k.. Als die Glotzer um unsere Mopeds überhand nahmen, nahm ich Reißaus und begab mich zu meinen neuen Freunden, die mich zum mittäglichen original ungarischen Gulasch eingeladen hatten. Und dieses war sowas von lecker, daß ich meinen Eintopf gerne eine Weile vermissen konnte. Noch ein paar Bier und dann die neu angekommenen Karren gucken: Die meisten waren ziemlich verschlammt. Einige Enduros wurden solange in den Matsch gedreht, bis sie parkplatzsparend senkrecht standen. Ein Deutscher (!) hatte seine strahlend weiße Wide Glide mit dem Kleinbus hergeschafft und lud diese zum Vorführen aus. Der Regen hatte nämlich aufgehört zu regnen. Auch ein Biker! Danke! Andere versuchten Trial-Kunststücke auf Felsen oder im Schlamm. Noch andere ließen zu vorgerückter Stunde ihren MZ-Motor platzen. Sind auch Biker! Des Abends bis spät in die Nacht gab es dann wieder Live-Mucke mit dem Höhepunkt von Waszlaviks sehr eigenwilligen ungarischen Ethnopop, zu dem ich mit Mäggie und Brigitta bis in die frühen Morgenstunden auch sehr eigenwillig dancete. Wir kühlten uns noch mit etwas Rotwein ab und begaben uns allmählich in die Heia. Auch schön. Wir wachten auf, und das Lager war schon halb geleert. Mit Andrasch tauschte ich noch einen IG-Cologne-Aufkleber gegen einen Anstecker "Gutes ungarisches Sozialiste", dann schwang ich mich auf mein Pony und ritt Richtung "scheenes blaues Donau". |
So ein wunderschönes Mopett-Treffen mit interessanten
und originellen Karren, geiler Mucke, herzlichen und gastfreundlichen
Menschen in einer herrlichen Landschaft werde ich mir im nächsten
Jahr wieder antun. Jawollja! Ob ich eine Panne mit der SR hatte, wollt ihr vielleicht noch von mir wissen. "Was ist eine "Panne"?, frage ich euch. Erzählt mal! Euer Pater Paul (Bericht im Original erschienen im legendären SR-Magazin "Der Eintopf" Nr.7, 1998) |
Email: SR/XT500 IG Bergisch-Land